Persönlich.Unternehmerinnen und Unternehmer erzählen.
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Fritz Frey
Basel hat 2008 den «Informationslücke-Verlag», seit 2014 IL-Verlag GmbH, gegründet. Das Programm besteht aus philosophischen, pädagogischen, historischen und gesellschaftspolitischen Werken mit einem Fokus auf Basel sowie auf Bücher zu Themen, die der Öffentlichkeit bisher wenig bekannt sind - und damit Informationslücken schliessen. |
Das Gespräch mit Fritz Frey führte Felix Werner im Oktober 2020. (Foto: 10 Jahre IL-Verlag)
unternehmen.: Welche Ziele verfolgt der IL-Verlag? Fritz Frey: Bei der Gründung im August 2008 setzte ich einzig auf gesellschaftskritische Literatur. Ein Ausspruch von Franklin D. Roosevelt hat mich darauf gebracht, jedes Geschehen zu hinterfragen und nach Zusammenhängen zu suchen. Selbständiges Denken als Kriterium für die Annahme von Manuskripten wurde zum Motto. Aus finanziellen Gründen veröffentlichten wir aber auch leichte Literatur, Krimis und Kinderbücher. So schafften wir den Durchbruch in die schwarzen Zahlen. Wie finden Manuskripte den Weg zum IL-Verlag? Auf Empfehlung hin. Unsere Autoren zahlen für ihr Buch nichts. Wir versuchen die Kosten durch die Verkäufe zu decken. Das funktioniert heute aber nicht mehr vollständig. Meine designierte Nachfolge ist darum auf einen Verdienst angewiesen. So wird es zu einer Veränderung kommen. Wir publizieren nur noch Bücher, bei denen das Geld für den Druck vorhanden ist. Um aber weiterhin als fairer Verlag zu gelten, suchen wir nach Sponsorengeldern. Der Verlag stellt ein professionelles Gesuch zusammen und geht mit den Autorinnen und Autoren zusammen auf die Suche. Inwiefern identifizieren Sie sich als Verleger mit den Inhalten «Ihrer» Bücher? Der IL-Verlag steht für Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt. Es gibt Abgrenzungen gegenüber Links- oder Rechtsextremismus und gegenüber menschenverachtenden Inhalten. Wenn aber der Begriff «Extremismus» immer enger gefasst wird, gerät die freie Meinungsäusserung in Gefahr. Autorinnen und Autoren müssen Möglichkeiten haben, ihre Ansichten und Meinungen zu publizieren. Diskussionen darüber muss eine Gesellschaft aushalten. Ich stehe inhaltlich hinter allen unseren Publikationen, weil sie einem Impuls des «ethischen Individualismus» entspringen. Welches sind die grössten Herausforderungen, heute als Verleger tätig zu sein? Grösste Herausforderungen sind die Digitalisierung und Elektronisierung. Das Ideal des IL-Verlages ist das gedruckte Buch. Wir haben einige E-Books und Hörbücher publiziert. Verdienen die den Namen «Buch»? Gemäss Herkunft des Begriffes sind mit «Buch» alle Arten gehefteter oder gebundener Papierbogen gemeint. E-Books, Dateien mit den Formaten mp3, mp4 oder eine CD als E-Bücher oder Hör-Bücher zu bezeichnen, geht eigentlich nicht. Da müssten die Produzenten neue Begriffe finden. Gibt es einen aktuellen Bestseller und auf welches Highlights können sich Leserinnen und Leser freuen? Spitzenreiterin ist Iris Lydia Frei mit «Helvetia eine Schweizergeschichte für Kinder und Erwachsene». Dann folgen «Basel zwischen Himmel und Hölle» von Yvette Kolb und Christoph Goichons «Basler Trouvaillen». Im Oktober ist ein bestsellerverdächtiges Buch, der hervorragend geschriebene Roman von Mischa Hauswirth «Hitlers Astrologe», erschienen: Der Basler Karl Ernst Krafft wollte mit der «Astro-Biologie» eine neue Wissenschaft begründen. Er wurde von den Nazis als Propaganda-Werkzeug missbraucht, sagte die Niederlage im Russland-Feldzug voraus und starb im KZ Buchenwald. © Die Nutzung und Wiedergabe von Inhalten, auch auszugsweise, ist nur mit schriftlicher Genehmigung von pro-KMU und mit Quellenangabe gestattet.
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