Persönlich.Unternehmerinnen und Unternehmer erzählen.
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Ernst Alabor
Binningen (*1944) hat nach einer Ausbildung an der renommierten Gartenbauschule «Châtelaine-Genève», dem heutigen Technikum für Gartenbau in Lullier bei Genf, den väterlichen Betrieb mit damals zwei Mitarbeitenden übernommen und zu einem der führenden Gartenbauunternehmen in der Region Basel gemacht. Von 1986 bis 1998 war er zudem Präsident des Verbandes Gärtnermeister beider Basel und hat sich in besonderem Mass für die Ausbildung junger Berufsleute und die Aufwertung des Gärtnerberufs eingesetzt. Auf nationaler Ebene ist es ihm gelungen, das Bewusstsein für nachhaltiges Handeln in der Branche zu verankern. |
Ernst Alabor vor einem Amberbaum, seinem Lieblingsbaum (Foto: Felix Werner)
In die Wiege gelegt wurde Ernst Alabor die Faszination für den Gärtnerberuf nicht. Sie ist im Verlauf seiner Ausbildung entstanden. Zusammen mit seiner Liebe zur Natur und unternehmerischem Geschick hat sie dazu geführt, dass die Alabor Gartenbau AG zu einem der erfolgreichsten regionalen Gartenbauunternehmen geworden ist. Darauf zu achten, dass Teams funktionieren, beschreibt Ernst Alabor als massgebliches Element seines Erfolgs.
unternehmen.: Du warst 7 Jahre alt, als sich Dein Vater 1951 selbständig machte. Wie hast Du diese Zeit und seinen Schritt in die Selbständigkeit erlebt? Ernst Alabor: Dieser grosse Schritt war natürlich ein Thema in der Familie. Ich erinnere mich an Gespräche meiner Eltern, in denen es auch mal um Sorgen und Schwierigkeiten ging, die mit einer Selbständigkeit verbunden sind – wenn erwartete Zahlungen zum Beispiel auf sich warten liessen. Für mich war schon bald Mithelfen im Betrieb angesagt. Wenn sich meine Klassenkameraden am Mittwochnachmittag zum Fussballspielen verabredeten, musste ich meinem Vater beim Jäten helfen und habe mich danach für meine schmutzigen Hosen geschämt. Es gab bei Dir also keine «Liebe auf den ersten Blick» zum Gärtnerberuf. Nein, die gab es nicht. Gärtner wollte ich ursprünglich wirklich nicht werden. Nach der Schule hatte ich den grossen Wunsch, etwas von der Welt zu sehen. Der erreichbare Inbegriff von internationalem «Glamour» war Genf: die Sprache, die Grand Hotels, der Quai des Bergues, der Jet d’Eau. Das wollte ich unbedingt kennenlernen. Und weil es ganz in der Nähe von Genf die schon damals sehr renommierte Gartenbauschule «Châtelaine-Genève“ – heute das Technikum für Gartenbau in Lullier – gab, war der Besuch der Schule mein Ticket in diese faszinierende Welt. Aber auch die Schule selbst faszinierte mich von Anfang an. Ein schon damals riesiges Zentrum, wo nicht nur Gartenbau gelehrt wurde, sondern man sich auch mit Meteorologie, Geologie, Weinbau, Bienenkunde und vielem mehr beschäftigte. Da ist meine Liebe zur Natur und speziell zu den Bäumen definitiv erwacht und hat mich bis heute nicht mehr losgelassen. Eine bereichernde Erfahrung war auch die Internationalität der Schule. So freundete ich mich zum Beispiel mit einem Gärtner aus Thailand an, der sich um den Garten des thailändischen Königs kümmerte. Nach Deiner Ausbildung bist Du dann 1965 in den väterlichen Betrieb eingestiegen. Wann und woran hast Du gemerkt, dass Du über ein «Unternehmer-Gen» verfügst? Ehrlich gesagt bin ich mich gar nicht sicher, ob ich so ein Gen habe. Ich habe während meiner Ausbildungszeit und den ersten Berufsjahren meine Leidenschaft für die Natur entdeckt und grosse Freude daran gefunden, Pflanzen zu kultivieren und in und mit der Natur zu arbeiten. Das stand für mich immer im Vordergrund. Ob mit oder ohne Gen: Du wurdest zu einem erfolgreichen Unternehmer. Den Betrieb Deines Vaters hast Du zu einem der führenden Gartenbauunternehmen in der Region Basel gemacht. Das passiert nicht einfach so. Was war Dein Erfolgsrezept? Ich war nie der Ansicht, alles zu wissen und selber alles am besten zu können. Schon früh war mir wichtig, mit guten Leuten zusammen zu arbeiten, ihnen Vertrauen entgegen zu bringen und sie machen zu lassen. Natürlich bezahlt man mit dieser Strategie – wie wohl mit anderen auch – hin und wieder Lehrgeld, aber das gehört dazu. Wichtig ist einfach, aus Fehlern zu lernen und sie nicht zweimal zu machen. In den allermeisten Fällen haben die Leute dieses Vertrauen gerechtfertigt und wertvolle Beiträge zur positiven Entwicklung der Firma geleistet: der viel zu früh verstorbene Ueli Sutter zum Beispiel oder die heutigen Inhaber Luzius Gschwind und Thomas Jundt. Gegenüber Mitarbeitenden und der Kundschaft ist es wichtig, authentisch zu sein, professionell zu arbeiten und im Alltag das zu tun, was man propagiert. Ich habe zum Beispiel immer darauf geachtet, dass unsere Fahrzeuge sauber und gepflegt sind, denn sie stehen jeden Tag quasi als «Visitenkarten» vor Häusern und Gärten. Neben der Arbeit in Deinem Betrieb warst Du von 1986 bis 1998 auch Präsident des Verbandes Gärtnermeister beider Basel. Auch in diesem Amt warst Du erfolgreich. Ich war wenige Monate im Amt, als uns am 1. November 1986 die Chemiekatastrophe von Schweizerhalle aufrüttelte. Chemikalien, die wir teilweise selber verwendeten, haben riesige Umweltschäden angerichtet. Da wurde mir definitiv bewusst, dass das nicht der richtige Weg sein konnte, mit der Natur umzugehen und dass die Branche Gegensteuer geben musste. Ich habe mich für die Gründung der Umweltschutzkommission unseres Dachverbandes JardinSuisse eingesetzt und die Kommission einige Jahre präsidiert. In Erinnerung ist mir auch noch, wie wir mit Lernenden die ersten Natursteinmauern bauten – mit alten Grabsteinen auf dem Friedhof Wolf. Ein früher Schritt hin zur Kreislaufwirtschaft sozusagen. In meiner Kindheit hatte ich mich wegen meiner schmutzigen Hosen nach dem Jäten geschämt. Nun wollte ich mit dem Verband erreichen, dass das Ansehen des Gärtnerberufes an Ansehen gewinnt und dass es gelingt, die Faszination für den Beruf und die Natur an talentierte junge Leute weiterzugeben. Die Führung eines Verbandes erfordert Geschick. Aus Deiner Präsidialzeit hört man viel Positives. Auch im Verband war es mir immer wichtig, gut mit Menschen umzugehen und talentierte Kollegen zu motivieren, sich zu engagieren. Wichtig ist, dass so ein Gremium zu einem Team wird, in dem es auch auf der persönlichen Ebene stimmt und dass niemand versucht, sich auf Kosten anderer zu profilieren. Verbandsarbeit ist Arbeit für die Sache und für gemeinsame Anliegen. Wir gingen zum Beispiel nach jeder Vorstandssitzung zum gemeinsamen Nachtessen ins Hotel International. Der Austausch über Berufliches und auch Persönliches hat viel zum guten «Spirit» beigetragen. Zurück zu Deinem Betrieb: Schonender Umgang mit der Natur hatte auch da stets einen grossen Stellenwert. Ja, denn auch hier gilt: Man ist nicht glaubwürdig, wenn man nur darüber redet. 2012 haben wir zum Beispiel eine Solarstromanlage mit einer Leistung von 16‘000 kW/Jahr installiert oder einige Jahre später einen grossen Regenwassertank, um dieses Wasser für den Betrieb zu nutzen. Der Umwelt zuliebe verwenden wir auch seit vielen Jahren wenn immer möglich elektro- oder handbetriebene Geräte. Wo dies nicht machbar ist, kommt zum Schutz der arbeitenden Person und der Natur schadstoffarmes Gerätebenzin zum Einsatz, auch wenn dieses bedeutend teurer ist als herkömmliches Benzin. Besonders stolz bin ich auf den IWB KMU-Award, den wir 2015 für unser Nachhaltigkeits-Engagement erhalten haben. Am 1. April 2021 bist Du nach 56 Jahren in der Firma Alabor Gartenbau AG vom Amt als Verwaltungsratspräsident zurückgetreten und wurdest zum Ehrenpräsidenten auf Lebenszeit ernannt. Ist Dir der Abschied schwer gefallen? Ja. Wie im Verband waren mir auch in meiner Firma ein gutes Verhältnis gegenüber den Mitarbeitenden und der Teamgedanke wichtig. Wir organisierten regelmässig gemeinsame Ausflüge, Weihnachtsessen und mehr. Natürlich fällt es einem da nicht leicht, aufzuhören. Die Mitarbeitenden haben mir einen wunderbaren persönlichen Abschied bereitet. Dies und dass es gelungen ist, rechtzeitig eine gute Nachfolgelösung zu finden, hat den Abschied etwas erleichtert. Geblieben ist die Liebe zur Natur und zu den Bäumen und viele schöne Erinnerungen. So ist es jedes Mal ein besonderes Erlebnis, wenn ich mit meinen Grosskindern einen Spaziergang mache und ihnen einen stattlichen Baum zeigen kann, den ich vor 60 Jahren selber gepflanzt habe. Das Gespräch führe Felix Werner im September 2021. © Die Nutzung und Wiedergabe von Inhalten, auch auszugsweise, ist nur mit schriftlicher Genehmigung von pro-KMU und mit Quellenangabe gestattet.
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