Persönlich.Unternehmerinnen und Unternehmer erzählen.
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Stefan Kaister
Basel (*1951) ist Kommunikationsberater und war in bekannten Agenturen als Art Director, Texter und Berater für nationale und internationale Kunden tätig. Seit 1983 führte er die Kommunikationsagentur Kaister & Partner AG. Neben seiner beruflichen Tätigkeit war er für verschiedene soziale Institutionen wie die GAW, das Bürgerspital und die Reha Chrischona tätig. Stefan Kaister ist Mitglied der Grünliberalen Partei Basel-Stadt, von 2009 bis 2012 als Vizepräsident. Zudem war er als Stiftungsrat von Telebasel und als Bürgerrat der Stadt Basel tätig, den er 2014/2015 präsidierte. Seit 2010 ist er Vorstandsmitglied des Vereins mebea in Pratteln, seit Juni 2018 präsidiert er die Firma für Arbeitsmarktintegration. 2010 war er Mitbegründer des O€CO KMU-Netzwerks. |
Stefan Kaister (Foto: Ursula Sprecher)
Das O€CO KMU-Netzwerk wurde 2010 von Mitgliedern der Grünliberalen Partei Basel-Stadt gegründet. 2015 hat sich der Verein für die Loslösung von der glp entschieden und sich seither unabhängig für eine nachhaltige Umwelt-, Energie- und Wirtschaftspolitik eingesetzt. An der diesjährigen Jahresversammlung hat der Verein beschlossen, sich der Gruppe23 anzuschliessen. Ein Gespräch mit Präsident Stefan Kaister über Gründe und Chancen.
unternehmen: Du hast das O€CO KMU-Netzwerk 2010 gegründet. Warum? Stefan Kaister: Wir waren acht Gründungsmitglieder und wollten einen «Think tank» schaffen, der sich mit Fragen nachhaltiger Umwelt-, Energie- und Wirtschaftspolitik beschäftigt und sich gegenüber KMU, Verbänden, Verwaltungen, der Politik und der Öffentlickeit für deren Umsetzung einsetzt. Ausserdem sollte die Vernetzung von Kräften gefördert werden, die diese Ziele unterstützen. Ist das gelungen? Ja. In den vergangenen elf Jahren haben wir vieles auf die Beine gestellt. Wir haben Positionen und Ziele definiert, es gab eine Vielzahl von Veranstaltungen zu verschiedensten Aspekten der Thematik und wir konnten positive Entwicklungen mitinitiieren. In den ersten fünf Jahren gab es eine enge Bindung an die glp. Warum wurde diese 2015 aufgelöst? Es ist wichtig, dass Fragen nachhaltiger Entwicklung losgelöst von parteipolitischen Interessen erörtert werden. Das wollten wir mit dem Entscheid dokumentieren. Natürlich macht es mich als glp-Mitglied stolz, dass in «meiner» Partei so viel Verständnis und Sachverstand für eine sinnvolle Verbindung von ökologischen, ökonomischen und sozialen Fragestellungen vorhanden ist. Aber ich bin davon überzeugt, dass es gilt, alle Kräfte zu bündeln, um die Entwicklung in eine positive Richtung zu lenken, welche der KMU-Wirtschaft, der Bevölkerung und der Umwelt gleichermassen gerecht wird. Neue Ansätze sind nötig, wenn wir nicht abgehängt werden wollen. Die wichtigste Erkenntnis ist zweifellos, dass ein «weiter so» keine Alternative ist. Die Welt und damit die Herausforderungen verändern sich in einem atemberaubenden Tempo und da gilt es, den Anschuss nicht zu verpassen. 2020 war ein Jubiläumsjahr: 10 Jahre O€CO KMU-Netzwerk. Ein besonderes Jahr? Womit bis Januar 2020 niemand gerechnet hat: Covoid-19 wurde plötzlich zum bestimmenden Thema. Schwer Erkrankte, Todesfälle, Maskenpflicht, Lockdown, Home Office, Videokonferenzen, Reisebeschränkungen, Schliessungen von Firmen, Schulen und Kulturbetrieben, Massenimpfungen und anderes mehr haben in unserer Gesellschaft Spuren hinterlassen. Das bekamen auch Vereine zu spüren. Lunch-Veranstaltungen wurden auf die Zoom-Ebene verschoben – ohne Live-Referate, Apéros und persönliche Kontakte. Natürlich funktionierte das Vereinsleben auch so. Auch wir entwickelten neue Ideen. Eine umfassende Mitgliederbefragung hat uns gezeigt, was die Mitglieder von uns erwarten: eine Neuausrichtung, die grössere Veränderungen erforderlich macht. Und man hat uns auch zugetraut, dass wir diese Anpassungen zustande bringen. Immerhin haben wir Ende Januar und im September 2020 zwei sehr gut besuchte Veranstaltungen im Rialto durchgeführt. Themen: «Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt» und «Rentenreform (mit prominentem Podium)». Das ist in diesem Jahr nicht vielen Veranstaltern gelungen! Trotzdem haben die Mitglieder an der diesjährigen Jahresversammlung entschieden, den Verein per 30. Juni 2021 aufzulösen und sich der Gruppe23 anzuschliessen. Der Entschluss wurde nicht gefasst, weil wir unsere Mission als erfüllt betrachten oder weil seitens der Mitglieder kein Engagement mehr vorhanden gewesen wäre. Vielmehr hat sich gezeigt, dass grössere Investitionen nötig gewesen wären, um einen Einfluss auf Entwicklungen zu haben, der in einem vernünftigen Verhältnis zu den eingesetzten Ressourcen der Mitglieder und des Vorstandes stehen. Wir hätten dafür unter anderem die Mitgliederbeiträge signifikant erhöhen müssen. So ist die Idee entstanden, die Kräfte zu bündeln. Wir haben die Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen geprüft und sind letztlich zum Schluss gekommen, dass die Gruppe23 und wir am besten zusammenpassen. Die Gespräche, die wir seither geführt haben, bestätigten diese Einschätzung. Was hat den Ausschlag gegeben? Einerseits die Unabhängigkeit der Gruppe23, das aktive Bestreben, den Kontakt mit allen Parteien zu suchen und das Ziel, konstruktive Beiträge und positive Beispiele ins Zentrum der Arbeit zu stellen. Andererseits wird viel inhaltliche Arbeit geleistet. Die Gruppe23 setzt nach unserer Überzeugung auf die richtigen Themen, sie hat einen professionellen Webauftritt und verfügt mit der regelmässig erscheinenden Zeitschrift über ein geeignetes Medium, um Inhalte zu transportieren und so gehört zu werden. Wie geschieht die Zusammenführung? Wir sind bei der Gruppe23 auf eine sehr grosse Bereitschaft gestossen, gemeinsam eine gute Lösung für die Zusammenführung zu erarbeiten. Alle unsere Mitglieder können sich frei entscheiden, ob sie ihre Mitgliedschaft übertragen wollen. Ich freue mich, dass sich die Mehrheit dazu entschlossen hat. Noch gibt es ein paar Unentschlossene, die sich bis zum 30. Juni entscheiden werden. Wieviel «O€CO» wird erhalten bleiben? Eine ganze Menge. Einerseits gibt es bei den Sachthemen eine grosse Schnittmenge. «Nachhaltigkeit» ist eines von vier definierten Schwerpunktthemen der Gruppe23 und bei zwei weiteren Themen «Verkehr» und «Digitalisierung» gibt es ebenfalls eine grosse Übereinstimmung. Auf jeden Fall erhalten bleiben wird unsere Idee eines «Think tank für KMU». Die Gruppe23 beabsichtigt als Folge des Zusammenschlusses, den Netzwerkgedanken künftig noch stärker zu gewichten und Mitgliedern zusätzliche Möglichkeiten dafür zu bieten. Es ist geplant, unsere erfolgreichen Lunchveranstaltungen weiterzuführen und einen «O€CO-Stammtisch» anzubieten. Zudem werden interessierte Mitglieder die Möglichkeit haben, in Gremien der Gruppe23 aktiv mitzuarbeiten. Du bist Initiant, seit der Gründung Präsident und treibende Kraft des O€CO KMU-Netzwerks. Was löst der Zusammenschluss bei Dir persönlich aus? Vorab möchte ich bemerken, dass das O€CO KMU-Netzwerk stets auf sehr initiative Mitglieder zählen konnte. Ich hoffe, dass alle dieses Engagement weiterführen. Der Zusammenschluss erfüllt mich mit Freude, weil wir eine sehr gute Lösung gefunden haben, dadurch künftig Kräfte bündeln und stärken werden. Es gibt auch Interessenten für eine Mitarbeit im Vorstand. Ich selber werde unterstützend tätig bleiben. Besonders freut mich, dass der «Back on track»-Anlass der Gruppe23 vom 17. August 2021 bei einem unserer Mitglieder, der Firma Salathé Rentzel in Oberwil stattfinden wird. Das zeigt, dass wir mit der Gruppe23 eine Partnerin gefunden haben, die nicht nur an zusätzlichen Mitgliedschaften interessiert ist. Das Gespräch führte Felix Werner im Juni 2021. © Die Nutzung und Wiedergabe von Inhalten, auch auszugsweise, ist nur mit schriftlicher Genehmigung von pro-KMU und mit Quellenangabe gestattet.
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