Meine Ziele.Zur Bearbeitung hier klicken.
|
Anlässlich der Wahl zum Präsidenten der Gruppe23 hat Dr. Rico Travella mit der Zeitschrift «unternehmen.» seine Ziele gesprochen. Das Interview erscheint in der Ausgabe 2/2020.
|
«Gestalten dominiert die KMU-DNA»Dr. Rico Travella wurde an der diesjährigen Mitgliederversammlung als Nachfolger von Lucie Trevisan zum neuen Präsidenten der Gruppe23 gewählt. Zusammen mit ihm ergänzen die erste Prix BÂLEnce-Gewinnerin Tanja Oehl und Dr. Andreas Sturm den Vorstand. Im Gespräch mit «unternehmen.» äussert sich der neue Präsident zu seinen Zielen.
unternehmen.: Herr Travella, was bewog sie, Präsident der Gruppe23 zu werden? Rico Travella: Die Gruppe23 verfolgt ein Ziel, welches ich vorbehaltlos unterstütze und sie tut das in einer Form, die ich für die Richtige halte. KMU sind Innovationstreiber. Viele grosse Ideen haben mal klein angefangen. Damit initiative Menschen Unternehmen gründen, engagierte Mitarbeitende einstellen und Ideen zum Erfolg führen, braucht es die passenden Bedingungen - egal wie unterschiedlich und vielfältig KMU sind. Dafür setzt sich die Gruppe22 ein. Und wir wollen die Begeisterung für und den Dialog mit KMU fördern. Das Unternehmertum ist von fundamentaler Bedeutung für den Wohlstand in unserem Land. Warum ist es offenbar schwierig, die Menschen davon zu überzeugen? Ich glaube nicht, dass es schwierig ist. Wenn die Zusammenhänge deutlich gemacht werden, verstehen das die Leute. Nach meiner Einschätzung wird das zu wenig gemacht. Dafür sind auch die Unternehmerinnen und Unternehmer selber verantwortlich. Was muss besser gemacht werden? Es gibt viele gute Ansätze. Insofern muss nicht alles besser gemacht werden. Ich würde sagen, die bisherigen Anstrengungen müssen verstärkt werden. Für die Gruppe23 steht die KMU-Wirtschaft im Fokus. Unsere wichtigste Botschaft lautet «Die KMU-Wirtschaft nützt allen». KMU-Unternehmerinnen, Unternehmer und der allergrösste Teil der Mitarbeitenden arbeiten jeden Tag hart dafür, dass alles für alle wie gewohnt funktioniert. Dass es am Morgen in der Bäckerei frische Gipfeli gibt, dass tropfende Wasserhahnen fachmännisch repariert und Gärten gepflegt werden. Aber nicht nur das. Oft vergessen geht, dass auch die gesamte Kreativwirtschaft und grosse Teile des kulturellen Lebens nur dank Unternehmerinnen und Unternehmern funktionieren. Vielen wird diese Leistung erst wirklich bewusst, wenn‘s mal wie momentan nicht rund läuft. Wenn Unternehmen unverschuldet in Zahlungsschwierigkeiten geraten und Mitarbeitende von Kurzarbeit oder Entlassungen betroffen sind. Gerade die gegenwärtige Situation macht deutlich, dass es im Interesse der gesamten Bevölkerung liegt, dass die KMU-Wirtschaft funktioniert. Wo sehen Sie Unterschiede zu Wirtschaftsverbänden, welche sich ja auch das Wohl der Wirtschaft auf die Fahnen geschrieben haben? Es gibt einen fundamentalen Unterschied. Die traditionellen Wirtschaftsverbände sind Arbeitgeberorganisationen. Sie vertreten als Sozialpartner zum Beispiel in Lohnverhandlungen die Interessen der Arbeitgeber. Das ist völlig korrekt, denn die Sozialpartnerschaft, auf welche man in unserem Land zurecht stolz ist, hat sich bewährt und soll keineswegs tangiert werden. Aber aus dieser Konstellation heraus resultiert die oft gehörte Gleichsetzung von Arbeitgeber- und KMU-Interessen. Hier liegt glaube ich das eigentliche Problem und darum braucht es die Gruppe23. Wir sind keine Arbeitgeber-Organisation, sondern eine Plattform für die KMU, die den Dialog für und mit KMU fördert. Dabei geht es uns sowohl um die Unternehmerinnen und Unternehmer wie auch die Mitarbeitenden. Wir sind überzeugt, dass gerade KMU, die ja oft auf dem Engagement kleinerer Teams beruhen, dehalb erfolgreich sind, weil Inhaberinnen, Inhaber und Mitarbeitenen Zweck und Werte teilen und Mitarbeitende öfter auch unternehmerisch handeln. Aber die Gruppe23 wurde von Unternehmerinnen und Unternehmern gegründet. Das ist richtig. Sie wurde gegründet, weil Unternehmerinnen und Unternehmer die Notwendigkeit erkannt haben, die Funktion der KMU und deren Nutzen für die Gesellschaft besser sichtbar zu machen. Zentrale Aspekte sind dabei der enge Austausch und die direkte Zusammenarbeit zwischen Unternehmerinnen, Unternehmern und Mitarbeitenden. Nicht zuletzt deshalb suchen wir den Dialog mit beiden Sozialpartnern und allen politischen Kräften. Sie befassen sich beruflich mit strategischem Marketing, und Nonprofit-Organisationen und Nachhaltigkeit. Wie beurteilen Sie die Aktivitäten der Gruppe23? Der bisherige Vorstand und Geschäftsführer Felix Werner haben hervorragende Arbeit geleistet. Mit der KMU-Charta verfügt die Gruppe23 über ein Instrument, welches wir im Hinblick auf die baselstädtischen Gesamterneuerungswahlen vom 25. Oktober 2020 zum zweiten Mal einsetzen. 2016 haben 126 Kandidierende sich durch die Unterzeichnung zu einer KMU-freundlichen Politik bekannt. 27 von ihnen wurden gewählt. Diese Marken wollen wir dieses Jahr deutlich übertreffen. Wir laden Kandidierende aller Parteien ein, die KMU-Charta zu unterzeichnen und wir werden mit allen Gewählten im regelmässigen Dialog daran arbeiten, dass wir den inhaltlichen Zielen auch näherkommen. Auch den Prix BÂLEnce halte ich für ein sehr gutes Instrument, um anhand von positiven Beispielen unternehmerische Leistungen und deren direkten Nutzen für die Bevölkerung deutlich zu machen. Zudem werden durch den Preis Persönlichkeiten gewürdigt, die das verdienen. Für eines der wichtigsten Instrumente halte ich die Zeitschrift «unternehmen.». Sie wird sechsmal pro Jahr an mittlerweile fast 2‘000 Stakeholder verschickt. Dank ihr erreichen unsere Botschaften Politik, Verwaltung und Medien direkt. Dieser direkte Draht zu einer breiteren Öffentlichkeit hat der Gruppe23 in den ersten Jahren vielleicht etwas gefehlt. Einen stärkeren Fokus werden wir künftig auf den direkten Dialog mit Entscheiderinnen und Entscheidern - insbesondere aus der Politik - legen. So wird es ab diesem Sommer monatlich einen virtuellen Informations- und Meinungsaustausch einer bikantonalen Parlamentariergruppe geben. Eingeladen dazu sind Parlamentarierinnen und Parlamentarier des Grossen Rates, des Landrates sowie kommunaler Parlamente in den Kantonen Basel-Landschaft und Basel-Stadt. Der neue Vorstand wird sich mit der Frage, was wir noch zusätzlich für KMU tun können und sollen, intensiv auseinandersetzen. Dabei werden wir aktiv auf KMU verschiedener Branchen und unterschiedlicher Grösse zugehen und Bedürfnisse erheben. Wer kann Mitglied der Gruppe23 werden? Die Mitgliedschaft steht allen Personen, Firmen, Berufs- und Branchenverbänden und weiteren Organisationen offen, welche die Ziele der Gruppe23 unterstützen möchten. Die Gruppe23 durfte in den letzten Monaten zahlreiche neue Mitglieder willkommen heissen. Wir arbeiten darauf hin, die Mitgliederbasis weiter auszubauen. Zudem streben wir weitere Partnerschaften an. Mit der Basler Kantonalbank konnte die Gruppe23 einen ersten wichtigen Partner gewinnen. Ihr sollen weitere folgen. Sie haben den Begriff der «Unternehmer-DNA» verwendet. Was ist das? Alle Unternehmerinnen und Unternehmer wollen aufbauen, gestalten und etwas bewegen. Man will Produkte oder Dienstleistungen entwickeln, stetig verbessern und mit deren Verkauf Geld verdienen. Meistens sind nicht monetären Gründe der Antrieb. Man will etwas Gutes, Schönes und Beständiges/Nachhaltiges schaffen. Eine Gärtnerin hat eine besondere Affinität zu Pflanzen und will schöne Gärten gestalten. Ein Schreiner hat den Anspruch, tadellose Möbelstücke zu fertigen, eine Designerin tolle Gegenstände zu kreieren und eine Architektin, begeisternde Räume zu schaffen. Wer als Unternehmerin oder Unternehmer sein Business nicht mit Sachkenntnis und Passion betreibt, wird nicht erfolgreich sein. Unternehmerinnen und Unternehmer sind zudem bereit, Geld in ihre Ziele zu investieren, Verantwortung für Mitarbeitende zu übernehmen, Risiken und Verpflichtungen (etwa für Kredite) einzugehen und sie arbeiten in aller Regel deutlich länger, als sie das als Angestellte müssten. Zu den Vorteilen gehören sicher die grosse Handlungs- und Entscheidungsfreiheit und natürlich der Erfolg, ohne den kein Unternehmen nachhaltig funktionieren kann. Vielen Unternehmerinnen und Unternehmern geht es auch darum, Arbeitsplätze zu schaffen und eng mit einem Team zusammen Ziele zu erreichen. Unternehmertum ist sehr häufig etwas Ur-soziales. Viele glauben, es hängt doch alles an den Unternehmerinnen und Unternehmern? Nein. Es gibt Menschen, denen das Unternehmersein liegt, die Risiken gerne eingehen und solche Herausforderungen brauchen. Und es gibt Menschen, welche die relative Sicherheit einer Anstellung bevorzugen. Die KMU-Wirtschaft braucht beide. Letztlich funktioniert jedes Unternehmen nur, wenn diese Symbiose vorhanden ist. |