Persönlich.Unternehmerinnen und Unternehmer erzählen.
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Georges Fünfschilling
Binningen hat von 1971 bis 2010 als Inhaber und Direktor das 1896 gegründete Familienunternehmen Fünfschilling AG geleitet. Von 1999 bis 2011 war er Präsident des Branchenverbandes Metall-Union Baselland-Nordwestschweiz und während 25 Jahren Mitglied und Präsident der Paritätischen Kommission für das Metallgewerbe. Von 1998 bis 2016 war er zudem Verwaltungsrat der Raiffeisenbank Birsig, während 19 Jahren Einwohnerrat in Binningen, 1997/98 Einwohnerratspräsident sowie während 12 Jahren Mitglied des Bildungsrates des Kantons Basel-Landschaft. |
Georges Fünfschilling (Foto: zVg)
Die Metall- und Stahlindustrie gehört zu den Branchen, die von Veränderungen mehrfach besonders stark betroffen war. Georges Fünfschilling erzählt davon, wie es gelingt, grosse Herausforderungen zu bewältigen und was für ihn Unternehmertum ausmacht.
unternehmen.: Was macht für Dich «Unternehmertum» aus? Georges Fünfschilling: Unternehmer und Unternehmerinnen unternehmen viel, um sich selber und Anderen eine finanzielle Basis und einen Lebenssinn zu geben. Sie schaffen Arbeitsplätze und erbringen professionelle Dienstleistungen, auf welche die gesamte Gesellschaft angewiesen ist. Immer stärker sind sie der Umwelt verpflichtet und müssen offen sein für neue, zum Teil auch kostspielige Auflagen und Anforderungen. Wann und wie hast Du gemerkt, dass Dir das Unternehmersein liegt? Als Sohn eines erfolgreichen Vaters, der das Familienunternehmen zusammen mit seinen Brüdern geführt hat, verbrachte ich schon als Kind einen Teil meiner Freizeit im Betrieb. Die spannenden Erfahrungen in der Werkstatt haben mich schon früh davon überzeugt, dass ich meine Ausbildung und mein Arbeitsleben auf dieses Unternehmen ausrichten werde. Hast Du eine persönliche «Unternehmerphilosophie»? Als Besitzer und operativer Leiter eines typischen schweizerischen mittelständischen KMU-Betriebs hatte ich das Ziel, das Unternehmen weiterhin als Patron zu führen, als Leitfigur, die wohl hohe Anforderungen an die Mitarbeitenden stellt, diese aber auch motiviert und fördert, sich für sie und ihr Umfeld interessiert und ihnen wenn nötig unterstützend zur Seite steht. Dies war und ist, mit einem Modebegriff ausgedrückt, eine nachhaltige Form der Betriebsführung. Rückblickend bin ich sicher, dass die Zusammenarbeit und die Loyalität der Angestellten zum Betrieb deshalb optimal und fruchtbar waren. Sich verändernde Rahmenbedingungen können in jedem Unternehmen zu schwierigen Situationen führen. Hast Du solche erlebt und wie ist es Dir gelungen, sie zu bewältigen? Ja, natürlich. Ändern können sich politische Rahmenbedingen, z.B. durch neue Gesetze, die Auswirkungen auf den Betrieb haben. Veränderungen können aber auch gesellschaftlicher oder konjunktureller Natur sein. Unsere Branche ist auch von klimatischen Veränderungen betroffen, und es kam in den letzten Jahrzehnten öfter vor, dass gewisse Produkte nicht mehr gefragt waren oder nicht mehr hergestellt werden konnten. So brach in meiner Firma in den 70er Jahren ein tragender Teil der Produktion weg. Da hilft es nicht, zu jammern. In solchen Situationen braucht es Kreativität und Mut. Risiken müssen abgewogen werden und dann braucht es Entschlossenheit und Härte, um mit Disziplin einen Neuanfang durchzuziehen. Uns ist es glücklicherweise immer irgendwie gelungen, schwierige Situationen zu meistern. Welchen Nutzen hat die Gesellschaft davon, dass es Unternehmerinnen und Unternehmer gibt? Die Gesellschaft profitiert von deren Kreativität, ihrem Einsatz, der Eigenverantwortung sowie der Risikobereitschaft, welche Unternehmerinnen und Unternehmer tagtäglich übernehmen. Die Schweizer KMU sind mit Abstand der grösste Arbeitgeber im Land. Dazu übernehmen sie äusserst wichtige Aufgaben in der Berufsbildung, überprüfen sie und passen sie stets den aktuellen Situationen an, um junge Menschen zu motivieren. Im Allgemeinen bieten sie durch Fachleute Dienstleistungen an, die die Menschen in der geforderten Qualität selber nicht erbringen können. Sie sind bereit eigenes Geld zu investieren und auch gegenüber Dritten Verpflichtungen, z.B. für Kredite, einzugehen, damit das Unternehmen jederzeit funktionieren und überleben kann. Zusammengefasst kommt mir dabei der banale Spruch in den Sinn: «Von nichts kommt nichts...» Die Nachfolgeregelung ist in vielen Unternehmen eine grosse Herausforderung. Wie bist Du sie angegangen und was ist Dein «Erfolgsrezept»? Ich bin seinerzeit als Nachfolger meines Vaters in das Unternehmen eingetreten und habe wertvolle Erfahrungen sammeln können. Die Weiterführung und -entwicklung unseres Familienbetriebes, der 1896 gegründet wurde, hätte ich gerne in der bisherigen Tradition gesehen und erlebt. Weil das aber nicht möglich war, musste ich für die Nachfolgeregelung eine andere Lösung finden, damit das Unternehmen weitergeführt werden kann. So habe ich mir vorgenommen, in jedem Lernenden und in jedem neuen Mitarbeitenden einen potentiellen Nachfolger zu sehen. Wenn eine Eignung ersichtlich war, habe ich den Betreffenden entsprechend gefördert und ihm die erforderliche Ausbildung zugestanden. Mit dieser Philosophie war ich höchst erfolgreich und glücklich: Ein ehemaliger Lehrling und ein von mir eingestellter Mitarbeiter haben gemeinsam die Firma übernommen und führen sie nun schon seit zehn Jahren mit grossem Erfolg weiter. Ich selber habe mich seit der Übernahme aus dem Unternehmen völlig zurückgezogen. Auch dies gehört zu meiner Philosophie. Die Fünfschilling AG, Metall- und Stahlbau in Binningen feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Ich wünsche dem Unternehmen weiterhin den ihm gebührenden Erfolg! Dieser Gratulation und den guten Wünschen schliesst sich die Gruppe23 gerne an. Das Gespräch führe Felix Werner im Januar 2021. © Die Nutzung und Wiedergabe von Inhalten, auch auszugsweise, ist nur mit schriftlicher Genehmigung von pro-KMU und mit Quellenangabe gestattet.
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